Das Thema

Silvester und Traditionen – dass wird man ja wohl noch sagen dürfen müssen


Es ist ein guter Brauch, dass alte Jahr würdig GB zu verabschieden und sich auf das neue Jahr zu freuen. Man trifft sich im Familien- oder Freundeskreis, einige nehmen sich sogar Dinge vor, die sie nach 2 Monaten wieder vergessen haben, es aber diesmal wirklich durchziehen wollen, andere betrinken sich einfach oder ziehen halt einfach was durch.

2022 war irgendwie nicht so schön. Die Jahre davor aber auch nicht und das nächste Jahr wird auf jedenfall besser, bis das neue Jahr da ist und spätestens nach den ersten Wochen oder vielleicht sogar Monaten seinen Reiz wieder verloren hat. So richtig viele Anzeichen das etwas besser wird, im Angesicht multipler sich gegenseitig überlagender Krisen, gibt es zwar nicht außer das etwas neu ist aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Daran knüpft der nächste schöne Brauch an, nämlich nach den ersten paar Wochen, die Bitte und den Wunsch in den sozialen Medien zu äußern, dass man doch das letzte Jahr gern nochmal sehen wolle, weil angesichts des aktuellen Geschehens, war es vielleicht doch nicht so schlecht, sondern nur verdammt unterbewertet.

Kurz: spätestens im Mai ist der Lack ab und zwar so richtig. Dann kommt aber erstmal noch der Sommer und das schöne strahlen und ein bisschen Urlaub machen alles wieder erträglicher, bis man dann in der zweiten Jahreshälfte die Tage wieder sehnsüchtig rückwärts zählt um auch das Jahr zu verabschieden, damit bald alles besser werde. Aber dann so wirklich und richtig.

Zur würdigen Verabschiedung gehört natürlich auch der Alkohol dazu, dessen verantwortungsvoller Umgang in Deutschland quasi von Anfang an gelehrt wird, wie uns immer wieder von den Vertretern der Alkoholindustrie gelehrt wird, die aber vehement Gras beispielsweise ablehnen. Macht ja auch Sinn, etwas das verboten ist, kann man nicht verantwortungsvoll konsumieren. Und bei nur 5 % Prozent Alkoholkranken, was ungefähr dem Alkoholwert eines durchschnittlichen Biers entspricht, hat das ja mit der Eigenverantwortung gut funktioniert, was auch die vielen Verkehrsunfälle beweisen.

Wobei das mit verantwortungsvoll und Eigenverantwortung ist ja auch ein schwieriges Thema. Und viele Menschen zeigen ihre Schwierigkeiten im Umgang mit dem Thema Tag für Tag um dann zum Ausgleich „Freiheit“ zu blöken, was zwar ein wenig redundant und meistens sinnbefreit ist und ein Argument ohnehin nicht ersetzt, aber wenigstens den eigenen Trotz des selbsterklärten „Widerstandskämpfers“ erklärt.

Zur „Freiheit“ gehört für viele dazu, dass man Feuerwerk steigen lässt.

Es würde sich dabei um einen alten Brauch handeln. Bemüht werden dann meistens die Germanen, die zwar nur ein Sammelbegriff sind und mit Feuerwerk gar nichts am Hut hatten aber immerhin.

Würde man also getreu eines germanischen Stammes handeln, was bestimmt viel schönes hätte, würde man mit Rasseln ein wenig Lärm machen und mit knappen Lendenschurz und ggf. Fellbemützt durch die Lande ziehen um die bösen Geister mit seinem Gefolge aus der Dunkelheit zu vertreiben.

Wenn diejenigen, die also meinen sich auf germanische Stämme beziehen zu müssen, konsequent wären, sollten sie auch zur Wintersonnenwende feiern und zwar bitte im entsprechenden Outfit. Das wäre wenigstens historisch richtiger.

Einige neuzeitliche Genossen erinnern in ihrem Benehmen tatsächlich an einen germanischen Stamm, nämlich den der Vandalen, auf die der Begriff des Vandalismus zurückgeht, zwar zu Unrecht und nur weil sie in Rom einmarschiert sind, aber immerhin.

Da wird dann ohne Rücksicht geböllert und gedonnert und auf jede Diskussion zur Einschränkung mit „Freiheit“, s.o. oder „Tugendterror“ argumentiert.

Dass das Feuerwerk ursprünglich aus China kommt zur Zeit der Song- Dynastie und mit Silvester nichts zu tun hatte, spielt in sich verknappenden Argumentationsketten, die von Tradition säuseln und dabei alles wild zusammenhauen, als wäre es ein Raclette – immerhin auch ein Silvesterbrauch, keine Rolle.

Böllern jedenfalls gehört für einen geringer werdenden Teil dazu und wird umso entschiedener gegen jede/n verteidigt der es wagt, dies in Frage zu stellen.

Das Ergebnis ist dann in der Nacht zu besichtigen, wenn Rauchschwaden und Brandgeruch in der Luft liegt, Lichtblitze die Nacht durchzucken und Sirenen verkünden, dass das mit der Eigenverantwortung wieder nur so semi gut geklappt hat. Ist halt ein bisschen wie Krieg, um dann demnächst wieder für Frieden demonstrieren zu können.

Übrigens erhöht Silvesterfeuerwerk automatisch die Raumtemperatur wenn man es in den eigenen vier Wänden steigen lässt. So als Geheimtipp.

Dabei will ich hier gar nicht mit dem moralinsauren Zeigefinger argumentieren, sondern nur an die Rücksichtnahme erinnern und daran, dass es weniger schön ist, andere Menschen mit in Festlichkeiten einzubeziehen und mit vermeintlichen Traditionen zu bewerfen, die das vielleicht gar nicht wollen.

Aus Gründen des Aberglaubens, der hier ebenfalls bemüht werden soll, bringt es im übrigen Unglück wenn man die Wäsche zwischen den Feiertagen wäscht. Möglicherweise reicht es ja auch aus um böse Geister fernzuhalten, wenn man die schönen Camp David und Yakuza Sachen nicht wäscht und fröhlich und souverän vor sich hin müffelt. Mein Eindruck ist, dass das schon gar kein Geheimtipp mehr ist sondern gut eingeübte Praxis.

Möglicherweise kann man aber einen Ausgleich schaffen, indem man eine Hexe verbrennt und trotzdem wäscht. Für die Freunde, mehrheitlich Männer, die sich gern auf Traditionen berufen, wäre das doch im Wortsinn ein ganzer heißer Tipp,

Alles was ich sagen will, ich wünsche euch alles Gute, so vom ganzen Herzen.

Und das mit der Rücksichtnahme und Eigenverantwortung können wir uns ja für nächstes Jahr als guten Vorsatz auf den Zettel schreiben und es diesmal so wirklich durchziehen, also bis mindestens Februar oder so.

Andrea Petrick


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