
Den Namen Franz John hat jeder Bayern-Fan schon einmal gehört. In seiner Heimat Brandenburg ist der Mann hingegen weitgehend unbekannt. Am 28. September 1872 in Pritzwalk geboren machte John nach der Schule zunächst eine Ausbildung als Fotograf in Jena, bevor es den Fußballbegeisterten beruflich nach Schwabing verschlug. Nach Querelen in der Fußballabteilung des konservativen MTV München gründete er am 27. Februar 1900 mit 17 jungen Fußballern im „Café Gisela“ einfach einen eigenen Fußballverein, den „Fußballclub Bayern München“. Unter der Führung Johns entwickelten sich die Newcomer schnell zur stärksten Kraft im Münchener Fußball, noch im Jahr seiner Gründung trat der FC dem Verband Süddeutsche Fußballvereine (SFV) bei.
1904 zog es John trotz der Erfolge zurück in die Heimat. Er betrieb fortan ein Fotolabor in der Kreuzstraße 16 in Pankow. Die Bayern machten John 1925 zu ihrem Ehrenvorsitzenden und verliehen ihm 1936 die goldene Ehrennadel. Sein Interesse an den Bayern verlor er bis zuletzt nicht, wie Briefe und Korrespondenz aus dem Archiv des FC Bayern Museums beweisen. Auch in der schweren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als John als vereinsamt, arm und krank galt, blieb man in Kontakt: „In diesen Tagen erreichen Sie die seltene Zahl von 80 Lebensjahren“, schrieb der damalige Geschäftsführer Karl Ambach noch im Jahr 1952. „Wollen Sie bitte als äußeres Zeichen unserer Verehrung ein Paket mit Lebensmitteln entgegennehmen?“ Beigefügt waren Kaffee, Tee, Ölsardinen, Wein, Wurst, Käse, Zucker, Teigwaren, Honig, Fett, Öl und Milch in Büchsen im Wert von 90,45 D-Mark, damals eine äußerst kostbare Fracht.
„Es lässt sich doch nicht verheimlichen, dass man alt und höchst mangelhaft wird“, antwortete John mit dem für ihn typischen Humor und Wortwitz. Es war die letzte Antwort nach München bevor John nur wenige Wochen später am 17. November 1952 verstarb. Johns Spur verlor sich einige Zeit, bis sein vergessenes Grab in Fürstenwalde entdeckt wurde. Bayern-Fans sorgten für die Wiederherstellung der abgelaufenen Grabstätte und der FC Bayern München organisierte einen Gedenkstein, der an Johns Verdienste um den Verein erinnert, auch heute noch am 70. Todestag des Präsidenten aus Pritzwalk.
In seiner Geburtsstadt Pritzwalk wird von heimischen Bayern-Fans seit etlichen Jahren mit viel Engagement das Andenken bewahrt. Ein eigener Fanclub-Verein betreibt in der Bergstraße, Ecke Grüngürtel, geraderüber vom Rewe-Markt, ein eigenes Vereinshaus. An seiner Giebelwand ist ein Porträt von Franz John angebracht. Neben vielen anderen gemeinsamen Aktivitäten der Mitglieder besucht der Verein jährlich das Grab des Byern- Gründers in Fürstenwalde.
PSZ / Unser Brandenburg

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