
DIE LIEBE UND DER SUFF- Geschichten aus dem Stadtpark“ – Mein Buch ist jetzt endlich in der Druckerei! In Kürze wird es erscheinen und ist dann hier, in der Pritzwalker Buchhandlung und über die Stadtzeitung (in der Redaktion und im Online-Shop) zu erhalten.
20 Geschichten um Schantall (ohne e) und ihre höchst eigenartigen, aber doch so realen Freunde. Ihr könnt euch echt darauf freuen, was den Handelnden so alles passiert. Dramatisch, mitreißend, tabulos und immer urkomisch! Schaut euch mal um, auch in eurer Nähe existiert mit Sicherheit solch ein Biotop der Durstigen und Bildungsfernen!
Heute gibt’s wegen der langen Abstinenz für euch noch eine kleine Gratis-Geschichte.
Euer Hartmut Winkelmann
DLDS 21 oder Die Massenträgheit
„Boahh! Wat für een Jeschoss!“ Der Ruf schallte aus dem abendlichen Stadtpark empor. Ich reckte mich aus meinem gemütlichen Balkonstuhl hoch und sah nach, was da passierte. Porno-Paule saß nach seinem Ausruf immer noch mit vor Staunen aufgerissenen Augen auf der Parkbank. Auf dem Weg wälzte sich eine große Frau heran – Nein, eher ein breites Mädel, so einsfuffzich mal einsfuffzich. Schnaufend rollte sie näher.
„Alter, dat is ja echt ne Wuchtbrumme!“ pflichtete Jason seinem Vorredner bei. Die Reaktion bekam er sofort. Eine gewaltige Backpfeife von seiner lieblichen Freundin Schantall krachte in sein Gesicht. „Aua! Spinnste, oder wat?“ „Meine beste Kumpeline Melli tut hier keener beleidijen tun! Erst recht nich du Spacko!“ Aha, die Liebe zwischen den beiden war also noch frisch.
Inzwischen war das breite Etwas herangeschnauft: „Tach ihr Muschis!“ „Oh, noch eine Intelligenz-Bestie!“ war vom Balkon über mir zu hören. „Ich dachte schon denen geht das Personal aus da unten.“ Der junge Kerl vom Nachbaraufgang korrigierte ihn: „Nee, nee! Doofe gibt es viele!“ Na da war ich ja beruhigt.
„Na Melli, wie jeht et dir?“ wollte unsere Schantall wissen. Beide Frauen, die ob ihrer Leibesfuelle wohl Heidi Klum zum Herzanfall gebracht hätten, umarmten sich inniglich. Oder versuchten das zumindest. Die Arme waren aber zu kurz für diese umfangreiche Aufgabe.
„Du hast ja abjenommen Melli!“ meinte die Freundin. Jetzt kam die Reaktion von unseren drei Balkonen: Gemeinsam hatten wir eine lautstarke Spontanreizung unseres Zwerchfells.
„Meinste?“ fragte die Umschmeichelte verlegen. „Denn biste ja jetzt unter 300 Kilo, wa?“ Porno-Paule war heute mutig und spielte mit seinem Leben. Die vereinten boshaften Blicke der zwei Grazien ließen ihn aber sofort verstummen.
„Will die Jesichtsfuenf da hinten wat aufs Maul?“ Eine nette Gesellschaft da unten! So freundlich im Umgang!
Beide wohlgenaehrte Damen ließen sich auf die Bank niederplumsen. Ein sehr verdächtiges Knirschen ließ die pure Existenzangst der armen Holzbank erahnen.
„Ick war jetz echt bei soon Jymnastikkurs. Is aber janz schön schwer ey.“ „Wat machste denn da so?“ erkundigte sich unsere Parkprinzessin. „Na so hinsetzen und denn wieder uffstehen.“ berichtete Melli. Erschrocken fragte ihre Freundin nach: „Mehrfach?“ „Ja, wollen die so. Icke bleib aber jleich bein erstenmal sitzen. Det muß reichen!“ Oh Gott, jetzt hatte ich Bilder im Kopf. Schlimme Bilder! Hoffentlich waren die bis zur Schlafenszeit weg!
„Is ja echt eine gruselige Vorstellung. Ich seh vor mir nen Elefanten, wie er immer wieder versucht aufzustehen.“
Jason und der Porno-Spezialist hatten inzwischen ein eigenes Thema gefunden. „Und wat macht det Sexleben mit deiner Perle, die Dicke Peggy?“ begehrte Jason zu wissen. „Hör bloß uff! Mir tut so langsam allet weh!“ klagte das arme Opfer. Jason lachte laut los. „Na früher tat dir bestimmt nur det Hangjelenk vom Schleudern weh, heute janz andere Körperteile, wa? Ha, ha, ha!“ „Ick hab jarkeene Lust mehr uff det Jerammel. Peggy will immer so oft und so doll.“ „Mensch, da haste mit dein jahrelanget Ankieken vonne Lehrvideos umsonst Zeit verbracht!“ resümierte Jason. Er grinste und zog eifrig an der Bierflasche.
„Sei froh, det ick dir nich mal so richtig rannehme!“ tönte die pralle Melli in Richtung Paule. „Denn wär ick ja dot, weil plattjedrueckt!“ Sicherheitshalber griff er gleich nach Vollendung des Satzes seine Schnapsbuddel und trat den Rückzug an. Das war auch gut so, denn die Neue in der Runde… nee, die neue Runde, wollte die Verfolgung aufnehmen. Das Massen-Trägheits-Gesetz nach Newton verhinderte allerdings die Entstehung einer echten Gefahr für Paule. Sie kam kaum von der Stelle. So blieb Porno-Paule schon in ein paar Metern Entfernung stehen. „Wattn Streß hier!“ meinte der Melli-Klopps.
Vom Balkon nebenan waren philosophische Gedanken zum Tag zu vernehmen: „Eins ist klar – Unsere Schantall hat heute Abend ihren ersten Platz in puncto Tonnage ganz deutlich verloren. Hoffentlich kommt sie damit klar!“ Ein ergreifendes, mitfühlendes Schlusswort! Ich konnte mich nun abwenden und meine fast „verhungerten“ Katzen füttern.
Hartmut Winkelmann

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