
LESERPOST …
Verzeiht, liebe Leser und Leserinnen, dass ich Euch erst mit etwas Hintergrundwissen füttern möchte, bevor ich zu meinem eigentlichen Thema komme. Habt etwas Geduld: es lohnt sich!
Jeder der schon mal in Berlin in der Jüterboger Straße ein KFZ angemeldet hat, ist beim Verlassen des Amtsgebäudes direkt in die Arme der „Präge-Schlepper“ gerannt. Fast agressiv versuchen sie dich in einen ihrer Bling-Bling-Container zu schleifen, um dort das benötigte Kennzeichen, oder die entsprechende Versicherung zu kaufen. Zu Hoch-Zeiten standen dort bestimmt an die 20 Verkaufsbuden und alle versprachen die günstigsten und besten Konditionen. Vermeintlich hatte man die Qual der Wahl. Was die meisten nicht wissen: dem ist nicht so! Die Jüterboger Straße ist nur ein leuchtendes Beispiel dafür, dass der Schilder-Prägemarkt längst unter 3-4 Big Playern aufgeteilt ist. Würde ich als kleines wirres Licht nur den Versuch unternehmen, dort mit zu blinken, gäbe es ordentlich was an die (Glüh-) Birne. Dort sieht es nicht nur aus, wie im Redlight-District, es geht auch so zu.
Aber wie gesagt, es ist nicht nur in der Jüterboger so, sondern in ganz Deutschland. Das treibt dann so irritierende Stilblüten, wie dass die Unternehmen im Umkreis um die Zulassungsstellen alle möglichen weiteren Gewerbeeinheiten anmieten oder kaufen und sie teilweise leerstehen lassen, nur um sich die Konkurrenz vom Leibe zu halten. Oder sie besitzen gar die Gebäude in denen die Behörden sich einmieten können. Sollte es doch ein kleiner ortsansässiger Präger schaffen, seine Dienstleistung in direkter Nähe anzubieten, werden so lange Dumping-Preise aufgefahren, bis die anderen aufgeben. Ein
kleiner beschaulicher Ort, nennen wir in liebevoll „LuLu“ hat diese Erfahrung längst gemacht. Nach meinen Informationen werden inzwischen überproportional viele Prägestellen an den Zulassungsstellen in den neuen Bundesländern von einem einzigen Unternehmen betrieben. Man könnte denken, die ganze BRD ist fein säuberlich aufgeteilt.
Einziges Ziel ist, der alleiniger Anbieter vor Ort zu sein, um so die Preise diktieren zu können. Selbst hinter verschiedenen Online-Anbietern stehen immer dieselben. Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um sich auszurechnen, dass all diese
Machenschaften auf Kosten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort gehen. Angefangen bei mehr als bescheidenen Gehältern, über absolute Kontrolle bis hin zu „Hire & Fire-Spielchen“ werden hier Menschen mit allen grenzwertig legalen Mitteln benutzt und ausgenutzt. Wenn z.Bsp. ein Rentner auf 450,- Eurobasis angestellt wird, darf er das ganze Jahr über mächtig Überstunden schubbern. Und ohne Ansage werden ihm diese einfach mal auf einem Schlag ausgezahlt, weil es personaltechnisch nicht möglich ist, sie abzubummeln. Und schwups, wird ihm die Rente gestrichen! Same procedure as every year. Ich könnte noch mehrere Seiten mit weiteren Beispielen füllen. Nun kann man natürlich sagen „Selber schuld! Du bist alt genug zu entscheiden, für wen Du arbeitest“ Oder: „So funktioniert die Marktwirtschaft nun mal“
Aber man kann auch eine andere Entscheidung treffen!
Nun komme ich zu meinem eigentlichen Anliegen: Einer dieser Big Player, nämlich jener, welcher, der in PR/OPR/LUP eh schon alle Prägestellen betreibt, hat vor Gericht eine Ausschreibung der Prägestelle an der Pritzwalker Zulassungsstelle eingeklagt und natürlich (durchaus nachvollziehbar) gewonnen. Idiotischerweise wurde diese Auschreibung von der Stadt mit 100%iger Gewichtung auf das höchste Gebot erstellt. Man hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, die Auschreibung so zu formulieren, dass außer dem höchsten Angebot auch noch andere Parameter zur Entscheidung wichtig sind. Z.B. Qualitäts- und Sozialkriterien, oder lokale Wertschöpfung. So trägt die Stadt ihren Teil zur Oligopolbildung bei. Und natürlich bezahlt das höchste Gebot nicht das Unternehmen, sondern die Kunden/innen und die Mitarbeiter/innen vor Ort. Ich wette, dass ein Satz Kennzeichen bereits in der Eröffnungswoche über 40,- Euro kosten wird. Ich habe jetzt über 2 Jahre für Schilder-Wolf im Bahnhof die Kennzeichen
geprägt und hatte noch nie so einen tollen und fairen Chef! Es tut mir in der Seele weh, dass ihn diese Entscheidung vielleicht seine Existenz kosten könnte. Aber wie gesagt, Ihr alle könnt eine andere Entscheidung treffen:
Michael Wolf bietet seine Dienstleistung ab dem 01.07.2022 in seinem Laden in der Marktstraße 22 weiter an! Ich weiß, es ist ein blöder Weg vom Bahnhof in die Markstraße. Aber so kann jeder von Euch zeigen, dass es ihm wichtig ist, kleine lokal ansässige Firmen zu unterstützen.
Wer gerne mehr über die Geschäftsgebaren dieser Unternehmen erfahren möchte, dem seien folgende Links ans Herz gelegt:
Frontal 21 vom 13.08.2013 ab Minute 7:45
https://www.youtube.com/watch?v=vzZZ6V-UpPs
Online Bericht auf „KFZ-Ummelden.de“
https://www.kfz-ummelden.de/kennzeichen-mafia/
Silvia Delorme

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Einer der vielen Gründe, warum ich kein Auto mehr besitze. Ändert natürlich nichts, an der Bildung von Oligopolen im Endzeitkapitalismus.
Bald brauchen wir keine „unabhängigen“ Parteien mehr wählen gehen, die entwickeln sich immer mehr zu Zusammenschlossen von Oligipolen, mit gemeinsamen Interessen.
Oligopole? Wer’s nicht kennt -googlen.