Bürgerengagement

50 Jahre für die Feuerwehr – Peter Gronau gab einen interessanten Überblick über seine Jahre im Dienst


Und wieder war es ein außerordentlich interessanter Vortragsabend in der Museumsfabrik: Peter Gronau, über 50 Jahre praktisch und verantwortlich tätig in Pritzwalker Feuerwehr und in der ganzen Stadt bekannt, gab in seiner bekannten launigen Art einen Einblick in die Höhen und Tiefen des Lebens eines Feuerwehrkameraden. „Für mich war das keine Pflicht sondern ein Vergnügen dabei zu sein.“ so Gronau als Fazit seiner Zeit für den Brandschutz in unserer Stadt.

Peter Gronau wurde 1954 in Pritzwalk geboren. Er absolvierte, wie so viele Einheimische, seine Berufsausbildung als Zerspanungsfacharbeiter / Zahnflankenschleifer im Zahnradwerk. Nach der Armeezeit wirkte er vier Jahre als stellv. Filialleiter bei Axel Delf. Mit 30 Jahren und langer ehrenamtlicher Zeit wechselte er hauptberuflich zur Pritzwalker Feuerwehr als Wehrleiter (genauer Brandschutzbeauftragter der Stadt). Erst 2016 war für Peter Gronau Schluß und er erreichte seine verdiente Rente. Adrian Zechser wurde sein Nachfolger als Ortswehrführer.

Begonnen hatte seine „Karriere in Dunkelblau“ 1966 in der AG Junge Brandschutzhelfer. 1970 im Alter von 16 Jahren wurde er in den Kreis der aktiven Feuerwehrleute übernommen. An seinen ersten Einsatz kann sich Gronau noch gut erinnern: Man rückte vom damaligen Gerätehaus in der Poststraße zum Brandort in einer Strohscheune an der Havelberger (damals Leninstraße) aus, genau dort wo die Feuerwehr heute ihren Sitz hat. Es war ein Großbrand und von der Scheune blieb nicht viel übrig.

Der heutige Chef der Seniorenkameradschaft der Pritzwalker Feuerwehr berichtete von den zahlreichen Ausbildungstagen mit den Kameraden. Nach Ende war es zum Glück nicht weit zum „Goldenen Löwen“ am Magazinplatz. Bei August Grabow gab es dann zumeist ein, oder zwei Bierchen und auch ein Schnäpschen. Verdient war verdient!

Auch beim großen Festumzug durch die Stadt anläßlich des 100sten Jubiläums der Wehr führten die Feuerwehrleute ein wichtiges Stück Technik mit: Eine Zapfanlage auf einem Feuerwehrfahrzeug. Daran erinnerte sich Peter Gronau mit einem gewissen Lächeln.

Genau dort, wo heute die Museumsfabrik angesiedelt ist, gab es eine „erinnerungswürdige“ Brandstätte. Bei der GHG im Innenhof brannte es im „Schlucklager“. Mehrere Kisten Sekt hatten in ihren Kartons Feuer gefangen und explodierten nacheinander. Beim Einsatz mit Atemschutzmaske bemerkten die Einsatzkräfte, dass man dessen Filter auch aus der Seitentasche herausnehmen konnte. Der entstehende Platz wurde immer wieder durch eine „gerettete“ Weinflasche gefüllt. „Es war eine recht lustige Löschaktion!“ erinnerte sich Peter Gronau lachend.

Weniger spaßige und richtig gefährliche Einsätze gab es natürlich auch. Als Beispiel nannte der Vortragende das schlimme Feuer in der ehemaligen sowjetischen Kommandantur im Hainholzweg (heute Schule). Gemeinsam mit zwei anderen Feuerwehrleuten versuchte Peter Gronau auf allen Vieren zum Brandort, einer Sauna, vorzurücken. Das Haus stand aber bereits weitgehend in Flammen. Auf halbem Weg merkten die Kameraden, dass sie es nicht schaffen würden. Sie krochen zurück und gerade als sie die Eingangstür erreicht hatten zündete das Feuer durch in der ganzen Kelleretage. „Mein Hintern war ganz schön angebrannt!“ berichtete einer der damals Beteiligten und heute beim Vortrag Anwesenden. „Danach fühlte ich mich wie neugeboren! Als wir hinterher sahen, dass alle Mauern im Keller eingestürzt waren, wußten wir sofort, daß wir da drunter gelegen hätten.“ erinnerte sich Peter Gronau.

Nach der Wende gab es viel Neues zu lernen. Vorschriften, Ausrüstung, Technik und Organisation waren jetzt komplett verändert. Gerade bei der Technik war das auch dringend notwendig. Es entstand die Partnerschaft mit den Kameraden aus Winsen/Luhe.

Wiederum im Hainholzweg ereignete sich ein weiterer großer Brandfall. Durch Brandstiftung im Dachgeschoß zog sich das Feuer über drei Aufgänge. 20 Mietsparteien mussten evakuiert werden. Das gelang. Kein Bewohner kam zu körperlichem Schaden.

1993 kam es zur großen Überschwemmung in Pritzwalk. Starke Regenfälle sorgten für den Überlauf der Rodane und Dömnitz. Die Kanalisation schaffte die Wassermassen nicht mehr. Über die Details und die tolle Arbeit der Feuerwehr gibt es bereits vieles zu lesen. Auch wurde Pritzwalk zu einem richtigen Touristenmagnet auf Grund der Überschwemmungen. Lustige Begebenheit dabei: Ein Feuerwehrauto stand an der Kreuzung der hoch überspülten Straßen mitten in der Stadt. Plötzlich kam ein bemanntes Paddelboot vorbei. Da es vorfahrtsberechtigt war, ließ ihn das Einsatzfahrzeug natürlich passieren! Eine herrliche Episode!

2002 war Großalarm an der Elbe. Das Hochwasser erreichte ungeahnte Ausmaße. Die FFW Pritzwalk half natürlich auch mit. Ihr „Brontoskylift“, das Einsatzfahrzeug mit der langen Drehleiter ging dabei kaputt. Genau in dieser Nacht brannte in Pritzwalk das ehemalige „Volkshaus“ in der Havelberger Straße lichterloh. Der Leiterwagen fehlte nun sehr! Hilfe kam von den in Sadenbeck zur Auffrischung stationierten Hochwasser-Einsatzkräften von überall her. Kameradschaft unter Brandschützern ist ganz normal.

Erinnert wurde auch an den Absturz eines ITH-Rettungshubschraubers mit vier Insassen am Sommersberg. Ein tragisches Ereignis, dessen Bilder im Kopf bleiben.

Über zahlreiche Einsätze berichtete der Feuerwehr-„Veteran“ Gronau. Auch über traurigere Ereignisse in diesem Rahmen. Früher hatte man 80-100 Einsätze pro Jahr zu verbuchen, heute sind es sehr viel mehr. Da die Mehrzahl der Besucher des Vortrags selbst ehemalige oder aktive Feuerwehrleute waren, konnten sie an vielen Stellen sehr gut nachvollziehen, wovon gesprochen wurde.

Jeder der über 20 Besucherinnen und Besucher war begeistert von Peter Gronaus Rückblick auf die eigene Feuerwehrzeit, die damit natürlich auch ein Geschichtsabriss der gesamten heimischen Wehr bot. Niemand war dem Referenten böse, daß er seine Vortragszeit bereits überschritten hatte.

Hartmut Winkelmann / Fotos: PSZ und Archiv FFW Pritzwalk

Die Ausstellung zu 150 Jahren Pritzwalker Feuerwehr in der Museumsfabrik ist sehenswert und noch bis zum 4.9. 2022 zu besuchen.


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