Frauen

DLDS III – Die Liebe und der Suff oder Das Duell der Giganten


Die Fangemeinde wird immer größer! Die ersten beiden Stories aus dem Stadtpark haben inzwischen Tausende gelesen .. und mehr verlangt! Deshalb hier und heute eine weitere Folge:

DIE LIEBE UND DER SUFF – TEIL III

oder Das Duell der Giganten

„Bist mir ooch treu Kevin?“ Was? Wie? Wieder quakte die weibliche Alarmstimme an diesem Abend in bekannter Lautstärke vom Park herauf. Schnell ans Schlafzimmerfenster! Meine Katzen waren diesmal sogar noch schneller vor Ort.

Kevin? Wir werden ihn heute doch wohl nicht kennenlernen? Und tatsächlich, da saß er, in mittlerer Lebensgröße, direkt neben unserem etwas korpulenten Mädel mit offensichtlichen Partnerproblemen. „Mist!“ war aus unserem Haus zu hören. „Mein Bier ist umgekippt.“ Die Stimme gehörte eindeutig zum Mann aus dem Obergeschoss und bereits regelmäßigem Teilnehmer unseres kleinen Laienspiels. Da hatte wohl jemand bei der Vorbereitung des Schauspiels geschlampt. Mein Getränk stand sicher!

Kevin gab von unten Laut: „Klar bin ick treu, Schantalle!“. „Ick heiß aber Schantall!“ entgegnete unser Herzchen. Nun wussten wir also wieder mehr – Schantall ohne e. So hieß sie.

Kevin saß da, beide Arme auf die Parkbanklehne platziert. Um seinen Hals leuchtete doch tatsächlich ein Goldkettchen. Hier wurde aber auch an keinem Klischee gespart! Seine Zugehörigkeit zur Szene bewies die mit großen Buchstaben verzierte Jogginghose. „Ick find dir so toll. Siehst richtich süß aus.“ Schantall legte ihren Kopf schmachtend an die vermeintliche Heldenbrust und raspelte Süßholz. „Kurt, komm her! Das Proleten-Theater geht weiter.“ rief von der anderen Parkseite her resolut eine Frauenstimme.

„Ick wees.“ meinte Kevin. „Du könntest echt innen Film mitspielen tun.“ Au weia! Ich grübelte gerade über einen passenden Filmtitel nach, da kam aus dem Dunkel schon ein Vorschlag: „Hoechstens innen Porno.“ kraechzte eine versoffene Stimme aus der gegenüberliegenden Ecke des Parks. Porno-Paule! Der war stadtbekannt. Seine besten Freunde waren Billigbier und Ferkelvideos. Nach der Wende hatte er sein halbes Leben im Porno-Shop verbracht. Schmierige Vergangenheit, sozusagen.

Aber weiter: Kevin wollte jetzt die Anbetung durch Schantall für sich nutzen, der Schlingel! „Wir haben heute noch jarnich jebumst.“ „Doch, jestern.“ widersprach das Mägdelein. Kannst mir wenigstens eenen tröten.“ „Häh, wat?“ „Ach komm, ick zeig it dir!“ Er nahm unser Unschuldslamm an die Hand und führte sie hinter die Hecke, direkt an der Parkbank. „Ho, Ho! Jetzt jehts los!“ krähte Porno-Paule frohen Mutes. Damit kannte er sich aus – zumindest technisch. Wir anderen waren auch ganz neugierig, aber die halbhohe Hecke versperrte uns die Sicht. Nur Kevins Kopf blieb sichtbar. Schantall war abgetaucht. Sie wird doch wohl nicht??? Kevins rollende Augen zeigten schon bald an, das sie bereits eifrig dabei war. „Liveshow!“ rief der Mann aus dem Dachgeschoss begeistert. „So eine Schweinerei!“ bläkte spitz die selbsternannte Gouvernante aus dem Aufgang. Ich rang um Fassung.

Von der Straße her erklang ein bekanntes Geräusch überlaut aus einer Beatbox:

„Ich bin so ein Cooler einer,

trink den Schnaps aus ’nem Eimer.

Ich sauf auch mein Sterni,

mach mich selbst platt wie ein Hirni…“

Ein dünner junger Mann, Basecap, Bierbuddel in der Hand, gekleidet wie immer, betrat den Park.

„Ooch nee, der Idiot!“ Kevin erkannte als Erster die Konfliktsituation. Das war doch der eigentliche Lover der Frau, die gerade an ihm … „Auuuu!“ Jetzt hatte wohl auch selbige geschnallt was los ist und war in einen kurzen Beissreflex verfallen. „Spinnste, oder wat?“ Kevin richtete fix sein Beinkleid (Ging schnell. Die Kluft heißt ja nicht umsonst Schnellfi … hose.)

Schantall steckte ihr Köpflein hinter der Hecke hervor: „Jason!?“ Du hier?“ Der hatte sehr wohl die Situation verstanden. „Wat machste denn mit dem Hirni da, du Pottsau?!“

Kevin kam hinter der Hecke hervor. Wie im Western betrat er die Bühne zum Showdown. Jason, der Music Man, stellte alles unwichtige ab, also seine Beatbox. Das Sterni behielt er in der Hand.

„Ich setz nen Zehner auf den Spacken mit der Bierbuddel!“ vermeldete der neu eingezogene junge Kerl aus dem Nachbaraufgang. „Halte ich dagegen!“ konterte unser Bekannter von oben.

Die Kontrahenten standen sich gegenüber – Auge in Auge. Der Kampf der Giganten um Schantall, das Luder, stand jetzt unmittelbar bevor. Man hörte förmlich die Saloonuhr schlagen. Spiel mir das Lied vom Tod wäre der passende Soundtrack gewesen. Das Mädel flennte vor sich hin. Würden sich jemals wieder zwei Typen um sie prügeln? Sternstunden eines schlichten Flittchens.

Da klapperte etwas den Parkweg herauf. Ins Blickfeld trat eine aufgedonnerte, hoch beschuhte junge Frau. Eine fürchterlich rosafarbene Handtasche, die sogar im Halbdunkel das Auge schmerzte, passte in keiner Weise zur übrigen Bekleidung. Die junge Dame war dürre, fast schon spack. Leggins in weiß mit scheussligem Muster umspannten die knochigen langen Beine. Nur obenrum half eine Polsterfüllung zu mehr Volumen. Sie gehörte aber wohl zur optischen Elite ihres Umfeldes, was man an Kevins erfreutem Grinsen feststellen konnte: „Pamela!“

Die Angesprochene gnautschte gelangweilt auf ihrem Kaugummi rum. Pamela Andersrum – der Schwarm des Milieus! „Kevin, wat tust du denn mit den Loosern hier rumhängen?“ „Kevin is mein Freund. Verzieh dir, du Schlampe!“ Schantall startete einen mutigen Angriff. „Träum weiter, du Klopps!“ „Ey, wir wollen ne Klopperei sehen!“ rief der neue Nachbar vom Balkon. Aufregend. Ich kam nicht mal zu einem kleinen Imbiss.

Das neue Prachtstück mit Nuttentäschchen krakelte: „Wenn de mit der da rumpimperst, kannste aber verjessen, det dit wat mit uns wird, Kevin!“ Kevin’s Augen leuchteten aus der Dunkelheit. „Wirklich, mit uns?“

Schantall darauf: „Hat er schon jemacht. Eben ooch jerade!“ Jason pflichtete ihr ausnahmsweise bei: „Hat er. Is ooch ne Pottsau!“

„Jarnich wahr!“ verteidigte der sich. Damit wars wohl aus mit Kevin’s Treue. Tragisch! „Na denn komm her! Denn sind wir jetze zusammen. Aber erst duschte dir überall!“ Pamela hakte sich beim Proleten-Amor unter und stakste stolz mit ihm in den Abend. „Aber Kevin!“ rief Schantall, die geprellte Betrügerin, mit erstickender Stimme den beiden hinterher. Dann wechselte ihr trauriger Blick auf Jason. Der kehrte aber gerade zu seiner großen Liebe in Flaschenform zurück und nahm einen heftigen Schluck …

Ach ja, Liebe, Tragödie, Action, Sex und Enttäuschung – wieder alles an einem Abend in unserem Park! Wie wird es wohl weitergehen?

Hartmut Winkelmann


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