Warum denken so viele Menschen dass sie der Nabel der Welt wären?

By Redakteur on 2. März 2022 • ( Hinterlasse einen Kommentar )

„Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen. Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“
Bertolt Brecht

Warum denken so viele Menschen dass sie der Nabel der Welt wären? Nehmen sich so furchtbar ernst und lassen dann das geringste Maß an Selbstreflexion vermissen? Als ob in Frage gestellt wird dass das Gegenüber auch Gedanken und Emotionen hat. Stellen das andere Wesen als Puppe dar, welche nicht in der Lage ist eine eigene moralische Entscheidung zu treffen. Oder verurteilen alles was nicht wie sie ist oder ihnen nach dem Mund redet.

Man konnte doch immer unterschiedlicher Meinung sein und Diskussion gehört in die Welt, denke ich. Aber sollte man sich dann auch zuhören? Immer häufiger hat man das Gefühl das der der am lautesten schreit Recht bekommt, weil der Rest dem Diskurs überdrüssig geworden ist. Und wo auf dem Weg ist eigentlich die Toleranz verloren gegangen? Wer rhetorisch unbewaffnet ist, kommt mit Beleidigungen und Verletzungen und gewinnt dann nur dadurch dass der Klügere nachgibt?

Kommunikation sollte keine Einbahnstraße sein, oder sehe ich das falsch? Sollte man sich zurückziehen? Nur um seine Ruhe zu haben? In einer Atmosphäre der Angst und Sprachlosigkeit. Das kann ich alles irgendwie schwer akzeptieren… und noch weniger verstehen.

Andrea Petrick