Demokratie

Geplante Hähnchenfabrik in Könkendorf erzürnt Anwohner und Stadtverordnete

Hähnchen zwei zusammenDer Investor einer riesigen Hähnchenmastanlage direkt neben dem Pritzwalker Gemeindeteil Könkendorf zieht nun alle Register, um sein Vorhaben gegen alle Ablehnung doch noch durchzusetzen. Die Eile ist verständlich, haben sich doch die Landesregierung Brandenburgs und die Initiatoren des erfolgreichen Volksbegehrens gegen Massentierhaltung kürzlich auf neue, strengere Standards auch für die Hähnchenmast geeinigt. Die Investoren haben sicher keine Lust unter den neuen Vorschriften zu wirtschaften.

Das Genehmigungsverfahren läuft nun schon seit 2009. Die Stadt Pritzwalk – Verwaltung genau wie Stadtverordnete – haben bereits mehrfach ihre Zustimmung verweigert. Dafür haben sie gute Gründe. Würde der An- und Abtransport von Ver- und Entsorgungsgütern zu den geplanten Mastanlagen quer durch Könkendorf laufen, wäre das straßenbautechnisch nicht zu verantworten. Die Zugangsstraße ist viel zu eng und grundsätzlich in einem miserablen Zustand. Eine regelrechte Zumutung für die Anwohner wäre das sowieso.

Wie eine regionale Zeitung kürzlich berichtete, setzt der Investor aber auf allerlei Tricks, um doch noch zu den notwendigen Genehmigungen zu kommen. Einerseits hat er die Einstufung des Projektes als landwirtschaftliches Vorhaben durchgesetzt. Das erscheint sehr verwunderlich, handelt es sich doch eindeutig um eine industriemäßige Hähnchenzucht und wäre damit sehr viel restriktiveren Bedingungen unterworfen. In diesem Zusammenhang ergibt auch die formale Teilung des Vorhabens in zwei Teilstücke aus Mäster-Sicht einen Sinn. Statt mit einem großen Gesamtprojekt mit über 320.000 Hähnchenmastplätzen anzutreten, haben sich die Investoren – obwohl eng miteinander verbunden – in zwei Teilunternehmen geteilt. Wilkon und Jankon zeigen jetzt, jeder einzeln, nur noch gut 150.000 Plätze an. Ist doch alles gar nicht mehr so groß, oder?

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In der Region gibt es überall Hähnchenmastanlagen – auch mit entsprechenden Ausdünstungen.

Brandenburgs Landesumweltamt muß in diesem Fall entscheiden. Die massiven Bürgerproteste, die Einwendungen des Kommunalparlaments und generelle Vorbehalte gegen derartige Tierhaltungsmodelle spielen dabei entlarvender Weise keine Rolle. Sollte die Kommune einem deutlich in die Richtung Genehmigung der Mastanlagen gehenden Schlichtungsvorschlag nicht zustimmen, könnte das Umweltamt den Einspruch der Stadtvertreter einfach kassieren. Im Weigerungsfall soll wohl auch mit Schadensersatzforderungen gedroht worden sein. So viel also zum Thema kommunale Selbstverwaltung!

Egal ob die Investoren das überdimensionierte Hähnchenmastprojekt nun am Ende durchbekommen oder nicht, sie werden in jedem Fall gegen eine ganze Region arbeiten müssen. Und so wie sie die Menschen und lokalen Entscheidungsträger gegen sich aufgebracht haben, werden sie auch nach der Fertigstellung der Anlagen keine Ruhe bekommen. Ob ihnen das auf die Dauer wirtschaftlich egal ist, bleibt zu bezweifeln.

PSZ

 

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