Innenstadtbelebung

Die Baumkiller von Pritzwalk

Skandalöse Baumbeschneidungen verunstalten Grünanlagen dauerhaft

IMGA0211Wie ein Arm mit abgetrennten Fingern reckt sich der Stumpf eines ehemals prächtigen Baumes scheinbar hilfesuchend in die Luft. Achtzig Jahre oder mehr hat er gebraucht, um diese stattliche Größe zu erreichen. Und er ist nicht der Einzige. An der alten Post, am Eingang zum Hagen, findet der erschrockene Passant gleich vier derart zugerichteter Bäume.

„Eine Riesensauerei ist das!“ schimpft eine zufällig vorbeikommende Rentnerin, als der Stadtzeitungs-Fotograf das nebenstehende Bild schießt. „Zeit meines Lebens komme ich hier fast täglich vorbei. Man hat sich immer an den schönen Bäumen erfreut. Und jetzt? Schlimm sieht das aus! Warum macht die Stadt bloß so was?“.

Das zu Jahresbeginn Sträucher und Bäume, auch im Interesse des eigenen Wachstums und der Verkehrssicherheit, beschnitten werden müssen, steht außer Zweifel. Was sich die Verantwortlichen hier in unserem Grüngürtel geleistet haben, geht allerdings weit über das Vertretbare hinaus. Es ist ein Vergehen an unserer Natur, ohne Sinn und Verstand. Das wird Folgen haben müssen.

Der Unmut in der Stadt über die Methoden der sogenannten Baumpflege ist so schon groß. Anwohner der Siedlung am Trappenberg haben sich bereits in Leserbriefen in der Tagespresse dazu geäußert. Da fiel dann schon mal das Wort vom Baummassaker. Dem kann man nach den neusten Vorfällen wohl zustimmen.

Auch weiter Bäume im Grüngürtel sind betroffen (s. Foto). Ebenso hinter der Quandthalle. Die Bäume sind dauerhaft geschädigt. In selbstherrlicher Weise wurden Fakten geschaffen, wie so oft. Die grüne Lunge unserer Stadt, der Ring von Grünanlagen rings um die Altstadt, ist ein Vorzeigeobjekt. So verunstaltet jetzt wohl weniger.

Bleibt die Frage nach den Gründen. Um Maßnahmen zur Verkehrssicherung kann es sich wohl kaum handeln. Dann hätte man die Stümpfe ja auch abholzen müssen. Die abgetrennten Äste wiesen nach Aussage von Zeugen des Vorganges auch nur geringe oder gar keine Fäulnisspuren auf. Bei den letzten Stürmen waren die betroffenen Bäume auch nicht durch Astbruch etc. aufgefallen.

Ein weiterer Passant beim Ortstermin der Stadtzeitung an der alten Post vermutete gänzlich andere Hintergründe. „Vielleicht hat sich hier eine Grundstückseigentümerin über zu viel Laub im Herbst beschwert.“ Das ist aber eine Vermutung. Sollte es so gewesen sein, käme die Frage nach dem Einfluss Einzelner auf Entscheidungen der Stadtverwaltung auf.

Wir stammen ja irgendwie alle von den alten Germanen ab. Bei denen waren Bäume heilig. Wer Baumfrevel beging, musste mit rabiaten Strafen rechnen. Nun wollen wir ja diese alten Zeiten nicht mehr wieder haben, ein wenig Erinnerung an unsere Traditionen wäre aber doch ratsam. In jedem Falle ist hier im wahrsten Sinne des Wortes „wie die Axt im Walde“ vorgegangen worden, ohne jedes Gefühl für unsere Umwelt, für das was Heimat ausmacht und damit für einen der Punkte, die unser Pritzwalk noch lebenswert machen.

Maßnahmen dieser Art dürfen künftig nicht mehr in der alleinigen Entscheidungshoheit Einzelner liegen. Wozu haben wir Volksvertreter und entsprechende Ausschüsse?

Hartmut Winkelmann

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