Mit etwa 60 interessierten Gewerbetreibenden, Lokalpolitikern von SPD, Linken, Freien Wählern und FDP sowie sonstigen Bürger war der Versammlungsraum der „Alten Mälzerei“ am Mittwochabend gut gefüllt. Die Anwesenden ließen sich in einer u.a. vom IHK-Regionalcenter organisierten Veranstaltung über die Ergebnisse der federführend von Christa Pfeifer organisierten Befragung und Ideensammlung unter den Einwohnern der Dömnitzstadt informieren. Frau Pfeifer leitete aus den Wünschen und Ideen der Pritzwalker erste Handlungsschritte ab und stellte diese in ihrer angenehm optimistischen Art zur Diskussion. Dr. Ronald Thiel ergänzte die Ausführungen aus Sicht der Stadt. Wir werden hier nach Ostern konkretere Informationen zu den Vorschlägen veröffentlichen. Zuvor stellte Herr Gohlke, Vertreter des Brandenburgischen Kunstvereins Potsdam, ein Projekt vor, in dem im Laufe des Jahres 2013 die leerstehenden Geschäfte der Innenstadt eine Zwischennutzung durch die Präsentation von Kunstwerken erfahren sollen. Deutsche und internationale Künstler werden sich mit der Geschichte, Gegenwart und den Zukunftsvisionen der Pritzwalker befassen, diese künstlerisch umsetzen und ausstellen. Weiterhin ist die Erstellung eines Buches unter dem Titel „Pritzwalk-Atlas“ geplant. In ihm werden die Selbstsicht der Pritzwalker aus Vergangenheit und Gegenwart, gebrochen durch den Blick der Kulturschaffenden, präsentiert.
Die vielen Vorschläge, Projektideen und Handlungsschritte erfordern ein komplettes Umdenken seitens der Bürger, Ladenbetreiber und politisch Verantwortlichen. Trotz der mit viel Enthusiasmus vorgetragenen Ansätze war in den Augen und Gesichtern der meisten Teilnehmer eher Skepsis zu erkennen. Fest steht aber, das solch ein Aufbruch vielleicht eine der letzten Chancen für unsere Stadt ist. In dem Sinne: Geben wir alle der Idee eine Chance, aber holen wir manch einen Beteiligten auch auf den Boden der Realitäten zurück.
Hartmut Winkelmann
Kategorien:Innenstadtbelebung, Kultur, Schon gelesen?, Veranstaltungen, Wirtschaft
Hab‘ mir die Geschichte jetzt ziemlich lange eher teilnahmslos angeschaut. Nachdem ich gestern seit langem mal wieder durch die Innenstadt spaziert bin und feststellen musste, dass zwar vieles ziemlich schick und neu aussieht, es zum Teil aber einen, sogar aus DDR-Zeiten nicht gekannten Leerstand gibt, halte ich diese Versuche, die Innenstadt „künstlich“ wiederzubeleben zwar für lobenswert, aber im Prinzip für eine Totgeburt. Seien wir doch mal ehrlich und sehen den Tatsachen ins Auge – was fehlt ist zahlungskräftige Kundschaft! Und an dieser Tatsache wird auch keine noch so gutgemeinte Initiative etwas ändern! Die jungen Leute werden weiterhin abwandern und ihr Glück, vor allem ordentlich bezahlte Jobs woanders suchen, auch wenn’s in der Innenstadt eine Sushi- oder Saftbar geben sollte! Und der Großteil der Älteren wird aufgrund „opulenter“ Renten wohl eher nicht zu den Konsumenten solcher Annehmlichkeiten zu rechnen sein. Vielleicht sollte man deshalb den Leerstand eher mit nicht auf Konsum gerichteten Einrichtungen abbauen, anstatt wieder zu versuchen, Geschäfte anzusiedeln, die im Grunde keine reale Existenzbasis aufzuweisen haben?! Und die haben sie nicht, wie die leerstehenden Geschäftsräume wohl ziemlich deutlich demonstrieren. Vielleicht wäre es sogar sinnvoller, aus einigen, so denn baulich möglich, Wohnraum zuschaffen?!
Vieles ist von Hoffnung getragen. Allein dieWünsche aufzulisten reicht natürlich nicht, aber Frau Pfeifer versucht ja gerade einen Schritt darüber hinaus anzuschieben. Genau da aber wird`s zum Problem. Wer die Reaktionen vieler Teilnehmer bei der Innenstadtveranstaltung beobachtet hat konnte sehen: Erwartet werden fertige Lösungen, die möglichst andere umsetzen, bei denen man selbst wenig tun muß. Schade!
Zur Kaufkraft: Sehe ich genauso. Die geringe Kaufkraft ist zudem weitgehend bei den großen Supermärkten gebunden. Die kann man nicht einfach mit Appellen umlenken. Zusätzliche Kaufkraft wird es erst geben, wenn es flächendeckende Mindestlöhne gibt.
Zur Umwandlung von Läden in Wohnungen: Hab ich große Vorbehalte, weil dadurch immer weniger Gründe die Innenstadt zu besuchen bleiben. Und wo sollen die Bewohner dann einkaufen? Wir haben jetzt schon ein neues Phänomen: Ältere Bürger wollen z.B. gar nicht aus Nord in die Innenstadt in seniorengerechte Wohnungen umziehen, weil sie hier nirgendwo einkaufen können (außer Schröder-Markt!).